Als Geschäftsführer:in in der Industrie- oder Baubranche hast du viele Risiken im Blick: Baustellensicherheit, Maschinenschutz, Mitarbeiterschulungen, Vorschriften. Aber hast du auch den Weg zur Arbeit auf dem Schirm? Genau dort passiert nämlich oft ein Wegeunfall – und damit ein erheblicher Teil aller Arbeitsunfälle. Und viele davon mit schweren Folgen – für deine Mitarbeitenden, für dein Unternehmen und im Ernstfall auch für dich persönlich.
In diesem Artikel erfährst du, warum der tägliche Arbeitsweg so risikoreich ist, welche Fehler Unternehmer:innen häufig machen und wie du mit einfachen Mitteln mehr Sicherheit schaffen kannst. Ohne Bürokratie, ohne unnötige Regeln – dafür mit gesundem Menschenverstand und pragmatischen Tipps aus der Praxis.
Das erwartet dich
- Warum Wegeunfälle für dein Unternehmen relevant sind
- Typische Risikofaktoren im Straßenverkehr
- Was du als Geschäftsführer:in beachten musst
- Die gröbsten Denkfehler – und wie du sie vermeidest
- So funktioniert Verkehrssicherheit ohne Papierkrieg
- Praxisbeispiele aus dem Baustellenalltag
- Was du konkret tun kannst
- Warum Sicherheit beim Fahren nicht verhandelbar ist
- Wie du deine Führungskräfte in die Pflicht nimmst
- Häufige Fragen zum Thema Wegeunfälle und Kfz-Sicherheit
- Fazit: Weniger Risiko, mehr Verantwortung
1. Wegeunfall: Warum sie dich direkt betreffen
Viele Unternehmer:innen denken beim Thema Arbeitsschutz zuerst an Baustellen, Werkhallen oder Maschinen. Dabei geschieht ein erheblicher Anteil aller meldepflichtigen Unfälle gar nicht am Arbeitsplatz, sondern unterwegs. Laut Berufsgenossenschaft passieren rund 10 bis 15 Prozent aller Arbeitsunfälle auf dem Weg zur oder von der Arbeit. Noch häufiger sind Dienstfahrten betroffen.
Das Problem dabei: Diese Unfälle treffen dein Unternehmen unvorbereitet. Mitarbeitende fallen aus, Kunden werden nicht rechtzeitig beliefert, Ersatz muss organisiert werden. Die Kosten? Deutlich höher, als du denkst. Vor allem, wenn der Unfall mit einem Fahrzeug passiert, das in deinem Fuhrpark geführt wird. Dann geht es auch um Haftung, Versicherung und manchmal sogar um strafrechtliche Verantwortung.
Deshalb gehören Wegeunfälle genauso in dein Sicherheitskonzept wie Baustellen oder Produktionshallen. Und je früher du damit beginnst, desto weniger Überraschungen wirst du erleben.
2. Diese Risiken lauern auf dem Arbeitsweg
Der tägliche Weg zur Arbeit ist voller Gefahren: Baustellen, enge Straßen, Ablenkung durch Handy oder Radio, stressiger Berufsverkehr und oft auch Zeitdruck. Gerade in der Industrie und auf Baustellen sind Fahrzeuge groß, schwer und unübersichtlich, was die Gefahr für Verkehrsteilnehmer erhöht.
Fahrradfahrer:innen, Fußgänger:innen und motorisierte Verkehrsteilnehmende teilen sich oft dieselben Wege, was Konflikte begünstigt. Nicht zu vergessen sind Wetterbedingungen, die Sicht und Fahrbahn beeinträchtigen. Wer den Weg unterschätzt, läuft Gefahr, bei einem Unfall verletzt zu werden oder gar Schlimmeres zu erleiden.
Neben den äußeren Faktoren spielt auch das Verhalten eine große Rolle: Unachtsamkeit, Ablenkung und riskante Fahrmanöver erhöhen das Unfallrisiko enorm.
3. Deine Verantwortung als Geschäftsführer:in
Du bist nicht nur Unternehmer:in, sondern auch Verantwortliche:r für die Sicherheit deiner Mitarbeitenden. Das heißt, du musst nicht nur auf der Baustelle, sondern auch im Verkehr für Schutz sorgen. Die gesetzliche Unfallversicherung deckt Wegeunfälle grundsätzlich ab, doch das entbindet dich nicht von deiner Pflicht, präventiv tätig zu sein.
Dazu gehört zum Beispiel die Schulung und Unterweisung deiner Mitarbeitenden in Sachen Verkehrssicherheit. Ebenso wichtig sind klare Regeln, wie Fahrten organisiert werden, besonders wenn Dienstfahrzeuge im Spiel sind. Unterschätze nicht, wie sehr eine Kultur der Sicherheit auf allen Ebenen das Unfallrisiko senkt.
4. Die häufigsten Denkfehler beim Thema Wegeunfall
Viele Geschäftsführer:innen denken, dass Unfälle auf dem Weg zur Arbeit „privat“ sind und sie deshalb keine Verantwortung tragen. Das stimmt so nicht. Auch wenn der Unfall privat passiert, hat dein Unternehmen eine Fürsorgepflicht.
Ein weiterer Fehler: Die Annahme, dass der Versicherungsschutz immer greift. Das tut er nicht, wenn Mitarbeitende auf dem Weg private Umwege machen oder sich nicht an Verkehrsregeln halten.
Und schließlich wird oft der Faktor Mensch unterschätzt: Stress, Zeitdruck und Ablenkung spielen eine große Rolle. Hier kannst du als Unternehmer:in gegensteuern, indem du z. B. flexible Arbeitszeiten oder sichere Parkplätze anbietest.
5. Verkehrssicherheit ohne Papierkrieg
Du brauchst keinen unübersichtlichen Berg an Dokumenten und Vorschriften, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Es geht vielmehr um klare, pragmatische Maßnahmen: Regelmäßige Schulungen, ein funktionierendes Meldesystem für Unfälle und eine offene Kommunikation.
Auch die Wartung und Kontrolle von Firmenfahrzeugen ist essenziell. Nicht nur für den sicheren Betrieb, sondern auch um Haftungsrisiken zu minimieren. Dokumentiere nur das, was wirklich notwendig ist und nutze moderne digitale Tools, um den Aufwand gering zu halten.
6. Praxisbeispiele aus dem Baustellenalltag
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Mitarbeiter hatte einen Unfall auf dem Weg zur Arbeit, weil er auf glatter Fahrbahn ins Rutschen kam. Das Unternehmen reagierte, indem es die Mitarbeitenden frühzeitig über Wetterwarnungen informierte und das Fuhrparkmanagement verbesserte. So konnte die Unfallrate deutlich gesenkt werden.
Ein anderes Beispiel: Ein Bauleiter wurde bei einem Wegeunfall verletzt, weil sein Dienstwagen technisch nicht ausreichend geprüft wurde. Nach einem Update der Wartungsprozesse gab es keine weiteren Vorfälle.
Diese Beispiele zeigen: Es lohnt sich, Wegeunfälle ernst zu nehmen und gezielt dagegen vorzugehen.
7. Konkrete Maßnahmen für mehr Sicherheit und weniger Wegeunfälle
- Klare Regeln für Fahrten zur und von der Arbeit etablieren
- Regelmäßige Verkehrsunterweisungen anbieten
- Dienstfahrzeuge regelmäßig warten und prüfen lassen
- Flexible Arbeitszeiten ermöglichen, um Stoßzeiten zu umgehen
- Kommunikation über aktuelle Gefahrenlagen, wie Wetterwarnungen
- Fahrer:innen an sichere Fahrweise erinnern, z. B. kein Handy am Steuer
- Notfallpläne und Erste-Hilfe-Maßnahmen bekannt machen
- Meldesystem für Unfälle und Beinaheunfälle einrichten
All diese Maßnahmen helfen, das Risiko deutlich zu reduzieren und den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.
8. Warum Sicherheit beim Fahren nicht verhandelbar ist
Sicherheit im Straßenverkehr schützt Leben. Gerade in der Industrie- und Baubranche sind Mitarbeitende oft schwer unterwegs. Hier darf es keine Kompromisse geben. Auch kleine Nachlässigkeiten können fatale Folgen haben – für Mitarbeitende, Unternehmen und dich als Geschäftsführer:in.
Zeige deshalb klare Haltung, setze Regeln durch und überprüfe regelmäßig, ob deine Maßnahmen greifen. So kannst du aktiv dazu beitragen, Unfälle zu verhindern.
9. Führungskräfte in die Pflicht nehmen
Deine Führungskräfte sind das Bindeglied zwischen dir und den Mitarbeitenden. Sie müssen Sicherheit vorleben und durchsetzen. Sorge dafür, dass sie geschult sind und die Bedeutung von Verkehrssicherheit verstehen.
Ermögliche ihnen die Werkzeuge, um Risiken zu erkennen und zu melden. So entsteht eine Sicherheitskultur, die vom Chef bis zum einzelnen Mitarbeiter gelebt wird.
10. Häufige Fragen zum Thema Wegeunfall und Kfz-Sicherheit
Was zählt eigentlich als Wegeunfall?
Ein Wegeunfall ist jeder Unfall, der auf dem direkten Weg zur oder von der Arbeitsstätte passiert – egal ob mit dem Auto, Fahrrad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch kleinere Umwege können noch als versichert gelten, zum Beispiel wenn du dein Kind zur Kita bringst. Wichtig ist: Der Weg muss in engem Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit stehen.
Muss ich einen Wegeunfall überhaupt dokumentieren?
Ja, und zwar aus mehreren Gründen. Erstens ist jeder meldepflichtige Wegeunfall gegenüber der Berufsgenossenschaft anzuzeigen – insbesondere wenn eine ärztliche Behandlung notwendig ist oder der Mitarbeitende länger ausfällt. Zweitens ist die interne Dokumentation wichtig, um aus dem Vorfall zu lernen und mögliche Präventionsmaßnahmen abzuleiten.
Sind Mitarbeitende im Auto automatisch versichert?
Grundsätzlich ja – solange sie sich auf dem direkten Weg zur Arbeit oder nach Hause befinden. Die gesetzliche Unfallversicherung greift allerdings nur bei beruflich bedingten Wegen. Sobald ein Mitarbeitender private Umwege fährt (zum Beispiel zum Supermarkt), kann der Versicherungsschutz entfallen.
Kann ich als Arbeitgeber:in bei einem Wegeunfall haftbar gemacht werden?
Du bist nicht automatisch schuld – aber du trägst Verantwortung. Wenn du zum Beispiel Fahrzeuge bereitstellst, liegt es in deiner Pflicht, für deren Verkehrssicherheit zu sorgen. Auch die regelmäßige Unterweisung deiner Mitarbeitenden zum Thema Straßenverkehr gehört dazu. Fehlt das, kann es bei einem Unfall sehr unangenehm für dich werden.
Was ist mit Fahrgemeinschaften oder Mitfahrern?
Fahrgemeinschaften sind grundsätzlich versichert – zumindest dann, wenn sie dem Arbeitsweg dienen. Sobald der Fahrende allerdings einen Umweg aus rein privaten Gründen macht oder eine andere Person mitnimmt, die nicht zur Arbeit fährt, kann der Versicherungsschutz entfallen.
11. Fazit: Weniger Risiko, mehr Verantwortung
Der tägliche Arbeitsweg ist eine unterschätzte Gefahrenquelle, die dich als Geschäftsführer:in direkt betrifft. Wegeunfälle verursachen nicht nur menschliches Leid, sondern auch hohe Kosten und rechtliche Risiken für dein Unternehmen.
Mit klaren Regeln, regelmäßigen Schulungen, einem funktionierenden Melde- und Wartungssystem und einer Sicherheitskultur, die von oben vorgelebt wird, kannst du diese Risiken deutlich minimieren.
Denke daran: Sicherheit ist kein Luxus, sondern Pflicht – und die beste Investition, die du für dein Unternehmen und deine Mitarbeitenden machen kannst.
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